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Aktuelle Meldungen der Stadt Kemnath

Rückblick auf eine fantastische Premiere der Kemnather Passion 2025

„Diese Ereignisse haben eine heilende und befreiende Bedeutung für die gesamte Menschheit bis zum Ende der Welt. Sich dieser Bedeutung wieder neu bewusst zu werden, das ermöglicht der Besuch der Kemnather Passion.“ Bischof Dr. Rudolf Voderholzer war ganz angetan von dem, was er gerade gesehen und erlebt hatte. Denn die Premiere der Kemnather Passion war eine äußerst gelungene Inszenierung der Leidensgeschichte Jesu.

Thomas Linkel, seit 2013 künstlerischer Gesamtleiter und Regisseur, will das Passionsgeschehen glaubwürdig darstellen: „Historisch fundiert, mit emotionalen und spirituellen Aspekten, mit einer gewissen künstlerischen Interpretation. Damit werden die Zuschauer berührt und zum Nachdenken angeregt.“

Die Episoden des Passionsspiels

Das Passionsspiel begann mit der Beratung der Hohen Priester über Jesu Auftreten in Jerusalem und dem ganzen Land. Sie beklagen, dass Jesus eine falsche Lehre verbreite, das Volk aufrühre und viele Anhänger gewinne. Die meisten Hohen Priester fürchten, ihre Macht zu verlieren. Einige von ihnen sind gegensätzlicher Meinung und verteidigen Jesus leidenschaftlich. Doch sie können sich nicht durchsetzen und so fällt der Beschluss: Jesus soll gefangen genommen und vor Gericht gestellt werden. Judas Ischariot, einer der zwölf Jünger, hilft ihnen dabei. Für 30 Silberlinge will er seinen Herrn verraten. Aber bereits jetzt plagt ihn sein Gewissen: „Was nützt dir die ganze Welt, wenn deine Seele verloren ist?“

Das Passafest naht und Jesus sitzt mit seinen Jüngern zusammen. Die Jünger unterhalten sich darüber, wer von ihnen größer ist als der andere. Jesus lehrt sie: „Wer groß sein will, soll euer Diener sein.“ Mit der Fußwaschung gibt er ihnen ein beeindruckendes Zeichen.

Am Tag der ungesäuerten Brote feiert Jesus das Letzte Abendmahl mit ihnen. Er teilt Brot und Wein mit ihnen und setzt damit die Eucharistie als Sakrament ein. Und zur großen Betroffenheit seiner Jünger verkündet er, dass er verraten werde und bald nicht mehr unter ihnen sei.

Wie gewöhnlich geht Jesus am Abend hinaus an den Ölberg. Petrus, Johannes und Jakobus folgen ihm. Jesus betet: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Jesus ist schwer enttäuscht, dass seine Jünger in dieser für ihn so schweren Stunde eingeschlafen sind.

Schon erscheint Judas mit den jüdischen Wachen und verrät den Menschensohn mit einem Kuss. Petrus will ihn verteidigen, aber Jesus weist ihn zurecht und gibt sich gefangen. Jesus wird vor den Hohen Rat geführt und verhört. Kaiphas klagt ihn an, er bringt ausführlich das vor, was ihn an Jesus stört: „Du bist ein Verführer und Aufwiegler des Volkes. Du brichst das Gesetz, Du verweigerst dem Kaiser seinen Zins. Und Du lästerst Gott, indem du dich als Sohn Gottes ausgibst. Du musst sterben!“

Als Judas sieht, dass Jesus zum Tode verurteilt wurde, bereut er sein Tun und bringt die 30 Silberlinge zum Hohen Rat zurück. Doch sie sprechen: „Was geht uns das an?“ Judas wird von Dämonen gequält und verflucht den Tag, an dem er geboren wurde. Völlig verzweifelt spürt er bereits das Feuer der Hölle und stürzt sich in der Inszenierung hinein.

Da die Hohen Priester im Römischen Reich nicht das Recht haben, jemanden zum Tode zu verurteilen, bringen sie Jesus vor den römischen Statthalter Pontius Pilatus. Dieser findet keine Schuld an Jesus und will ihn nicht verurteilen. Doch der Hohe Rat beharrt darauf, eine große Volksmenge teilt dessen Meinung und ruft „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ Pilatus befreit sich zunächst aus dieser Situation und nimmt Jesus mit sich. Er will ihn nochmal allein befragen. Doch auch nachdem er ihn geißeln lässt und ihn mit dem Aufsetzen einer Dornenkrone demütigt, findet Pilatus keine Schuld an Jesus.

Zurück beim Hohen Rat will Pilatus Jesus frei lassen. Doch Kaiphas setzt ihn unter Druck, will ihn vor dem Kaiser verklagen, wenn er Jesus nicht zum Tode verurteilt. Pilatus fühlt sich gezwungen. Jesus zum Tod am Kreuz zu verurteilen. Er bricht den Stab über ihm und wäscht seine Hände in Unschuld.  

Jesus wird zur Kreuzigungsstätte am Berg Golgota geführt. Durch die Geißelung ist er bereits schwach, das schwere Kreuz und die Schläge der Soldaten lassen ihn dreimal stürzen. Viele Frauen stehen am Wegesrand, sie beklagen und beweinen ihn. Veronika reicht ihm ein Tuch, damit er seinen Schweiß trocknen kann. Maria Magdalena nimmt Abschied von ihm: „“Dieser Abschied kränkt mich sehr…, es möchte das Herz mir zerspringen.“

Seine Mutter Maria weint. Doch alles Weinen und Klagen hilft nichts: Jesus wird ans Kreuz geschlagen. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er stirbt. Stille und Dunkelheit. Nur Jesus am Kreuz wird beleuchtet. Mitten ins größte menschliche Leid dringt bereits die himmlische Freude der Auferstehung.

Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt: Die bekannte Darstellung Marias als schmerzensreiche Mutter, die Pietà. Johannes tröstet Maria: „Das war der Wille seines Vaters. Durch seine Tat werden alle Menschen ewig leben.“ Damit endete die Kemnather Passion, die ohne Auferstehung konzipiert ist.

Weitere tragende Elemente der Aufführung

Die Musik spielt eine zentrale Rolle im Kemnather Passionsspiel. Sie verstärkt die emotionale und spirituelle Wirkung und hilft dem Publikum, sich mit dem Geschehen zu identifizieren. Anna-Maria Beck leitete den 90 Mitglieder starken Passionschor, Anton Hubert führte das Ensemble Arco an und Benjamin Schallwig brillierte auf dem Piano. Die musikalischen Werke umfassten bekannte Kirchenlieder und Stücke von Bach, Brahms und Haydn.

Eine zusätzliche Wirkung zur hervorragenden Inszenierung und schauspielerischen Leistung hatten auch die Texte, die das Gesamtgeschehen einrahmten. Bereits im Prolog stellte Regina Nickl fest: „Die Liebe ist stärker als der Tod!“ Mit den Worten Jesu rief sie auf: „Wer Ohren hat, der höre!“ Und am Ende der Aufführung schloss ihr Epilog mit der Zusage: „Lebe in diesem Vertrauen: Gott verlässt dich nicht!“

Zuschauer und Mitwirkende

Zweieinhalb Stunden Aufführung waren zu Ende. Zweieinhalb Stunden voll intensiven Geschehens. Zweieinhalb Stunden, in der die Zuschauer ganz in das Passionsgeschehen eintauchten. Eine Zeit, die die knapp 900 Besucher in der voll besetzten Stadthalle extrem ruhig und diszipliniert verbrachten. Eine Zeit, in der sie das Leiden Jesu Christi, die Diskussionen im Hohen Rat, das Verhalten der Jünger und vieles mehr in realistischer Weise und ganz anschaulich erlebten. Eine Zeit, die die Zuschauer am Ende begeistert applaudieren ließ.

Es fällt schwer, einzelne Mitwirkende besonders herauszustellen. Stellvertretend seien Roland Krauß als Jesus, Nicole Besold als Maria, Martin Nickl als Judas, Siegfried Schiedlofsky als Kaiphas und Harald Plank als Pilatus genannt. Dazu natürlich Spielleiter Thomas Linkel, die Musikleiter und die städtischen Projektmanagerinnen Carolin Böckl und Dr. h.c. Sissy Thammer. Doch alle rund 260 Mitwirkenden jeden Alters auf und hinter den Kulissen und in der Musik verdienen höchsten Respekt. Jüngste Mitwirkende war übrigens die kleine Pia, geboren im Dezember 2024, die mit ihrer Mama Katrin im Volk auftrat.

Stimmen der Ehrengäste

Der Kemnather Bürgermeister Roman Schäffler war von der Leistung aller Mitwirkenden begeistert: „So viele unserer Bürger bringen sich ein. Alle ziehen an einem Strang und alle sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Dies ist beeindruckend und geht zu Herzen.“

Beim Empfang nach der Aufführung konnte er gar nicht alle Ehrengäste namentlich begrüßen. Denn sehr viele Amtsträger aus dem kirchlichen und politischen Leben genossen die theatralische Darbietung. Sogar Erzbischof Dr. Nikola Eterović, der Apostolische Nuntius in der Bundesrepublik Deutschland, war gekommen. Er überbrachte Grüße von Papst Franziskus. Was hat dem Botschafter des Vatikans gefallen? „Alles, diese Stimmung, die hat jeden gefangen genommen. Jeder, ob Christen oder andere Menschen, hat seine Passion auf Erden. Diese Aufführung erinnert uns an das Leiden Jesu, aber auch an die Stärke unseres Glaubens. Wir kennen alle diese Geschichte und heute hat sie uns eingenommen. Das ist die ewige Geschichte und sie ist heute sehr aktuell.“

Bischof Rudolf fand die Darstellung „überzeugend und ergreifend“. Er lobte „die schauspielerische Leistung, Bühnenbild, Technik, Beleuchtung, aber auch Regie und Inszenierung. Was mir heuer besonders aufgefallen ist, auch der meditative Charakter, die Zeiten der Betrachtung der Stille, die dann durch die entsprechende Choralbegleitung gefüllt wird, wodurch dann das, was man gesehen und miterlebt hat, sich setzen kann und das Nachdenken darüber angeregt wird.“

Nach ihren Gruß- und Dankesworten trugen sich Erzbischof Nikola und Bischof Rudolf ins Goldene Buch der Stadt Kemnath ein.

Der Oberpfälzer Bezirkstagspräsident Franz Löffler sagte freudig: „Diese Botschaft bewegt die Menschen sehr, und dass dieser Funke übergesprungen ist, hat mich heute sehr begeistert. Lasst uns diese Botschaft weiter geben.“

Den Oberfränkischen Regierungspräsidenten Florian Luderschmid hat das Stück tief beeindruckt: „Mich hat das Stück heute besonders mitgenommen, weil man hautnah wieder reingezogen wird als Zuschauer. Und ich habe mir immer die Frage gestellt: Damals, wenn ich dabei gewesen wäre, auf welcher Seite wäre ich gestanden?“

Das letzte Wort gehört Roland Krauß, der bereits zum dritten Mal Jesus dargestellt hat, und nach der Aufführung bester Laune war. Warum? „Es war eine sehr gelungene Darstellung. Die ganze Truppe Vollgas! Ich bin ein Riesenfan meiner Kolleginnen und Kollegen. Alle gaben ihr Bestes! Einfach Wahnsinn!“ Auf die Frage, was er mit Jesus gemein habe, antwortet er zunächst scherzhaft: „Die Frisur und den Bart. Und, das habe ich in langen Jahren lernen dürfen: Ich glaube, es ist ganz gut, wenn man Menschen zuhört. Und ich glaube, Jesus hat das auch gemacht.“ Und nach kurzer Überlegung ergänzte er: „Ich glaube, dass Jesus auch einer war, der auch in der schlechtesten Situation immer das Beste gesehen hat. Ich bin auch so.“

 

Eine kurze Geschichte der Kemnather Passion

Die Anfänge liegen im 17. Jahrhundert, als das geistliche Volksschauspiel im Zeichen barocker Frömmigkeit seine Blüte erlebte. Die Leidensgeschichte Jesu Christi wurde im 17. und 18. Jahrhundert als „Charfreytag-Comedie“ in Kemnath dramatisch präsentiert. Bald aber sah die kirchliche Obrigkeit das Spiel durch „Verstöße gegen Gesetz, Zucht und Sitte“ mit Sorge. Es wurde im Jahr 1763 verboten und nach etlichem Ringen mit den Bürgern und der Regierung von Amberg 1766 durchgesetzt.

Erst 1983, anlässlich des 750jährigen Bestehens der Stadt Kemnath, wurde die barocke Spieltradition wieder wachgerufen. Die Passion wird alle fünf Jahre unter großer Beteiligung der Bevölkerung aufgeführt.

 

Text: Peter Pirner, Bischöfliche Pressestelle Regensburg 

Szenenbilder: Bernd Schönfelder (wurden bei einer Probe aufgenommen)

Fotos der Premierenfeier: Stadt Kemnath