Telefon:

09642 / 707 - 0

Stadt Kemnath

Stadtplatz 38
D-95478 Kemnath

Die Stadt Kemnath

 

 

 

heißt Sie herzlich willkommen

Die Stadt Kemnath

 

 

 

heißt Sie herzlich willkommen

Aktuelle Meldungen der Stadt Kemnath

Vom Bräuhaus zum Bürgerhaus: Städtebauliches Megaprojekt eröffnet

Das neue Bürger- und Familienzentrum der Stadt Kemnath macht auf eindrucksvolle Weise deutlich, was Städtebauförderung leisten kann: Alte und neue Bausubstanz greifen nicht nur optisch perfekt ineinander, sondern geben auch sowohl der historischen Bedeutung des Anwesens als auch der künftigen Nutzung angemessen Raum. Im neuen Gebäudekomplex werden unter anderem das Familienzentrum Mittendrin, die Stadtbücherei und ein Bürgersaal für verschiedene Veranstaltungen untergebracht. Zur feierlichen Eröffnung des Kemnather Großprojektes ist der Bayerische Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr Christian Bernreiter persönlich vor Ort. Am Samstag, den 10. Mai, dem bundesweiten Tag der Städtebauförderung, ist das Bürger- und Familienzentrum von 10 bis 16 Uhr für die Bevölkerung geöffnet.

Eintrag ins Goldene Buch

Die neue Fassade

Bauminister Christian Bernreiter hielt die Festrede

Architekt Gábor Freivogel

Sängerin Anna-Maria Beck und Pianist Benjamin Schallwig gestalteten die Veranstaltung musikalisch.

Die kirchliche Segnung nahmen Pfarrerin Kathrin Spies und Pfarrer Thomas Kraus vor.

Die Stadt Kemnath erhält eine Förderung in Höhe von 8,6 Mio. Euro aus dem Investitionspakt "Soziale Integration im Quartier"

Bis zuletzt wurde auf Hochtouren gearbeitet, damit das Bürger- und Familienzentrum pünktlich zum Eröffnungstermin bezugsfertig ist. Für die Stadt Kemnath geht damit das bis dahin größte Projekt der jüngeren Geschichte nach rund acht Jahren der Planung und Umsetzung dem Ende zu. Bürgermeister Roman Schäffler betont die enorme Tragweite des Projektes: „Mit der Eröffnung unseres interkulturellen Bürger- und Familienzentrums im historischen Lenzbräu-Gebäude schlägt Kemnath ein neues Kapitel der Begegnung, Bildung und Gemeinschaft auf. Aus einem Denkmal vergangener Tage ist ein Ort der Zukunft geworden – lebendig, offen und für alle Generationen. Mein besonderer Dank gilt der Städtebauförderung, ohne deren Unterstützung dieses einmalige Projekt nicht möglich gewesen wäre.“

Nicht nur regional, sondern bayernweit ist das Bürger- und Familienzentrum ein städtebauliches Leuchtturmprojekt, wie auch Staatsminister Christian Bernreiter unterstreicht: „Es lohnt sich für Kommunen, mutig in die Entwicklung des Gebäudebestandes zu investieren. Freistaat und Bund unterstützen die Sanierung des ehemaligen Lenzbräu mit insgesamt mehr als 8,6 Millionen Euro. Das Familien- und Bürgerhaus ist die bayernweit größte Maßnahme im Investitionspakt „Integration im Quartier“ und ein echtes Vorzeigeprojekt!“ Das Sonderprogramm unter dem Dach der Städtebauförderung unterstützte Kommunen dabei, „Orte zu schaffen, an denen Angebote für Bildung, Begegnung, Integration und Teilhabe ermöglicht werden und der soziale Zusammenhalt im Quartier unterstützt wird“ (www.staedtebaufoerderung.info). Die geschätzten Gesamtkosten der Kemnather Maßnahme liegen bei rund 13,9 Millionen Euro.

 

Ein Haus voller Möglichkeiten: So wird es genutzt

Als zukünftige Hauptnutzer ziehen das Familienzentrum Mittendrin und die Stadtbücherei nach und nach vom Alten Rathaus in die Trautenbergstraße 8 um. Die beiden Einrichtungen, die auch bisher schon eng verzahnt waren, teilen sich dort das Erdgeschoss und den ersten Stock. Alte und neue „Heimat“ sind nur einen kurzen Fußweg voneinander entfernt, der Unterschied zwischen den Räumlichkeiten könnte jedoch kaum größer sein. Das Alte Rathaus platzte aufgrund der vielen Angebote des Mittendrin und der großen Nachfrage zuletzt aus allen Nähten, vor allem jedoch erfolgte der Zugang über eine steile Treppe und war nicht barrierefrei. Ab jetzt finden Kurse, offene Treffs, Beratungen und Veranstaltungen in passgenau geplanten und vielfältig nutzbaren Räumen statt. Davon profitieren nicht nur die haupt- und ehrenamtlich Engagierten, sondern in erster Linie auch die Besucherinnen und Besucher aus Kemnath und der Umgebung, wie Minister Bernreiter feststellt: „Das neue Familien- und Bürgerhaus ist ein echter Gewinn für Kemnath. Alle sozialen und integrativen Einrichtungen werden unter einem Dach vereint. Rund 60 Bürgerinnen und Bürger werden sich hier ehrenamtlich für die Stadtgesellschaft engagieren: Etwa in der Erwachsenenbildung, der Kinder- und Jugendarbeit, in Selbsthilfegruppen oder Integrationsprojekten. Es zeigt sich: Projekte der Städtebauförderung sind nicht nur eine Investition in Gebäude, sondern in die Menschen und den sozialen Zusammenhalt.“

Ein architektonisches Highlight befindet sich in der Bücherei. Die beiden Ebenen sind verbunden durch eine Wendeltreppe in der Mitte des hohen offenen Raumes – ein Paradies für Bücherwürmer. Völlig neue Wege geht die Stadt auch mit dem sogenannten „Open Library-Konzept“ nach dänischem Vorbild. Besucher sind mit ihrem Benutzerausweis nicht mehr an betreute Öffnungszeiten gebunden, sondern haben täglich von 9 bis 22 Uhr freien Zugang zur Bücherei - wo sie in aller Ruhe stöbern, lernen und schmökern können.

Im Dachgeschoss befinden sich ein geräumiger Veranstaltungssaal und ein kleinerer Multifunktionsraum. Der Saal bietet Platz für bis zu 120 Personen und soll für Veranstaltungen der Stadt Kemnath, beispielsweise Kleinkunstveranstaltungen, genutzt werden.

 

Was bisher geschah:

Die Geschichte des Hauses reicht weit zurück. Bis zum 17. Jahrhundert wurde es privat genutzt. 1677 wurde dann eine Weißbiergesellschaft gegründet, die dort bis 1804 braute und helles Bier vertrieb. Es folgten verschiedene Eigentümer und Betreiber, die angrenzende Grundstücke dazukauften und das Bräuhaus nach und nach erweiterten. Der heute gebräuchliche Name „Lenzbräu“ ist auf die Kemnather Familie Ponnath zurückzuführen, die den Betrieb 1845 übernahm. Seitdem führten unter anderem mehrere männliche Familienmitglieder mit dem Vornamen Lorenz, abgekürzt „Lenz“, die Brauerei. 1978 endete der Braubetrieb und das Gebäude diente bis 1992 nur noch als Depot der Brauerei Scherdel. Von 1993 bis 2017 stand das denkmalgeschützte Anwesen leer und verfiel zusehends, bis es die Stadt Kemnath kaufte. Zuvor musste das Gebäude bereits durch die Denkmalschutzbehörden mit großem Aufwand notgesichert werden.

Aufgrund des geschätzten Auftragswertes wurden die Architektenleistungen für Umbau und Sanierung im Jahr 2018 europaweit ausgeschrieben. Den Auftrag erhielt das Büro kklf architekten aus Nürnberg. Verantwortlicher Architekt ist Gábor Freivogel. Die Vorbereitungs- und Planungsmaßnahmen wurden in den Jahren 2019 und 2020 umgesetzt, ehe von 2021 bis 2025 die Sanierung und der Umbau des Lenzbräu-Gebäudes endlich verwirklicht werden konnten.

Die größte Herausforderung, die Architekt Gábor Freivogel zu bewältigen hatte, war „die Substanz, die sich deutlich schlechter dargestellt hat als wir am Anfang angenommen haben.“ Durch viel Geduld, Recherche und intensive Abstimmung mit den anderen beteiligten Fachplanern, dem Denkmalschutz und der Stadt Kemnath habe man jedoch für jedes auftretende Problem letztlich eine gute Lösung gefunden. Für Privatpersonen wäre das keinesfalls zu stemmen gewesen, wie Freivogel feststellt.

Während der Bauarbeiten trat auch eine archäologische Überraschung zutage. Quer durch das Grundstück verlaufen nämlich parallel zur südlichen Gebäudemauer mehrere Meter tief die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer, die vollständig ausgegraben, archäologisch untersucht und wieder zugeschüttet werden mussten.

Das neue Zentrum ist untergliedert in drei Gebäudeteile. Die historisch gewachsene Struktur des Anwesens bleibt in Teilen erkennbar. Von der Trautenbergstraße aus betrachtet links befindet sich der Neubau mit Hausmeisterwohnung und Aufzug. Dazu kaufte die Stadt Kemnath das angrenzende Grundstück und brach das darauf befindliche Haus ab. Rechterhand ist das ehemalige Bräuhaus, in dem nun Mittendrin,

Bücherei und der Saal untergebracht sind. Dazwischen ist der Verbindungsbau mit dem großzügigen lichtdurchfluteten Treppenhaus – mit den beiden Glasfronten zur Trautenbergstraße auf der einen und zum Stadtweiher auf der anderen Seite ein echter Blickfang. 

Was auffällt: Überall im Gebäudekomplex sind Teile der ursprünglichen Bausubstanz bewusst sichtbar gemacht worden. Die originalen, teils jahrhundertealten, dunklen Balken des Dachstuhles werden immer wieder unterbrochen von neuem Gebälk aus hellem Holz, das sich deutlich abhebt. Marode Balken wurden teilweise komplett getauscht, teilweise ausgebessert. An einigen Stellen bleibt auch der Blick auf den historischen Putz inklusive Wandbemalung frei, die bei den Putzarbeiten ausgespart wurden.

Das Gebäude mit rund 900 Quadratmetern Fläche wird hauptsächlich mit Erdwärme beheizt. Dafür wurden spezielle Erdwärmekörbe in den Boden eingebracht, die die natürliche Wärme aus dem Erdreich aufnehmen. Diese Wärme wird dann über ein Leitungssystem ins Gebäude transportiert und über eine Fußbodenheizung verteilt. Etwa 85 Prozent des Wärmebedarfs lassen sich so abdecken. Den übrigen Bedarf deckt eine Gastherme.

Das Bürger- und Familienzentrum hat zwei Eingänge. Einen über die Trautenbergstraße, einen anderen über den Weihergraben. Zwischen den beiden Straßen gibt es nun einen weiteren Verbindungsweg über das Grundstück. Im Außenbereich wurden „erlebbare Bereiche geschaffen“, erläutert der Architekt, für den das Projekt ebenfalls nicht alltäglich ist. „Wir hatten hier die Möglichkeit, eine Stadtreparatur zu betreiben.“ Ein wesentlicher Bereich des Stadtkerns habe „in Ordnung gebracht“ werden können. „Wir hoffen, dass das auch eine positive Wirkung auf die anderen Bauten in der Umgebung hat“ und dass die Stadt damit ein Stück vorwärtsgebracht werden kann. Denn das sei der primäre Sinn der Städtebauförderung.